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Mikrowellen-Mehrtore aus konzentrierten Elementen für tiefe Frequenzen

Inhalt:

1. Einleitung

In der Mikrowellentechnik gehören Drei- und Viertore zu den Standardschaltungen, die wegen ihrer Vorteile häufig Anwendung finden. Hier sind besonders interessant der λ/4-Leitungskoppler, der Branch-Line-Coupler (BLC) und der Wilkinson-Teiler. Bild 1 zeigt Layouts der Schaltungen in Microstrip-Technik, Formeln zu de­ren Dimensionierung (ak ist die Kopplung in dB) und die Phasendrehung der Signale an den Ports. Die Länge aller Leitungsabschnitte beträgt λL/4. Dabei ist λL die Leitungswellenlänge in Bandmitte (f = fB)

Fig. 1
Bild 1
Bei tiefen Frequenzen sind die Leitungsschaltungen nicht zu verwenden, weil die Leitungslängen zu groß werden. Man kann aber einen λ/4-Leitungsabschnitt durch ein oder mehrere Pi- oder T-Glieder aus konzen­trierten Elementen nachbilden (Bild 2). Die Leitungseigenschaften werden bei f = fB genau erreicht und weichen mit zunehmendem Abstand davon immer stärker von denen eines λ/4-Leitungsabschnitts ab. Die Übereinstimmung ist desto besser, je mehr Glieder die Ersatzschaltung hat. Aus ökonomischen Gründen kommt für unsere Zwecke nur das einstufige Pi-Glied in Betracht.

Fig. 2
Bild 2

2. Nachbildung eines λ/4-Leitungskopplers   go top

Es ist bekannt, daß man einen λL/4 langen gekoppelten Leitungsabschnitt durch eine Kreuzschaltung aus zwei unabhängigen λ/4-Leitungsabschnitten und zwei idealen J-Invertern nachbilden kann [1]. Die Leitungs­abschnitte ersetzen wir durch einstufige Pi-Glieder entsprechen Bild 2, die idealen J-Inverter können durch Pi-Glieder aus einer realen Längskapazität und zwei negativen Querkapazitäten nachgebildet werden [2].

Fig. 3
Bild 3

Bild 4 zeigt die berechneten Frequenzkurven von Kopplern mit konzentrierten Elementen bei Koppeldäm­pfungen -3dB, -20dB und -30dB. Die Schaltung ist für kleine Beträge der Koppeldämpfung nicht geeignet (rechte Diagramme). Bei großer Koppeldämpfung erhalten wir einen geringen Frequenzgang von |S31| und einen beachtlichen von |S41|. Letztere ist fast geradlinig dB-linear über der Frequenz, unabhängig vom Wert der Koppeldämpfung. Die Isolation (-|S21|) nimmt mit zunehmender Koppeldämpfung ebenfalls zu.

Fig. 4
Bild 4

Bild 5 zeigt die berechneten Kurven eines 20dB-Kopplers für das 80m-Amateurfunkband.
Fig. 5
Bild 5

3. Nachbildung eines BLC   go top

Zu den Formeln zur Berechnung eines BLC kommt man sehr schnell, wenn man, ausgehend vom Ersatz­schaltbild eines λ/4-Leitungskopplers, die idealen J-Inverter durch entsprechende λ/4-Leitungsabschnitte ersetzt. Alle vier Leitungsabschnitte tauscht man durch entsprechende Pi-Glieder aus (Bild 6). Das Ersatz­schaltbild mit konzentrierten Elementen unterscheidet sich von dem des λ/4-Leitungskopplers nur dadurch, daß hier die Kopplung über Induktivitäten erfolgt, statt über Kapazitäten.

Fig. 6
Bild 6

Bild 7 zeigt die berechneten Eigenschaften von einem 3dB-BLC und einem 20dB-BLC. Die -20dB-Band­breite des 3dB-Kopplers ist gering (8%). Die Kurven von Anpassung und Isolation sind fast deckungsgleich. Die Kurven von |S31| und |S41| sind um fB flach. Bei ak = -20dB ist die Bandbreite wesentlich größer (22%). Die Isolation ist besser als die Anpassung. Alles wäre gut, wenn nicht die erforderliche Induktivität von L2 ca. 10 x größer ist, u.u. unrealisierbar groß. Tabelle 1 zeigt die genauen normierten und die auf 50Ω und 500MHz entnormierten Werte der Schaltelemente.

Fig. 7
Bild 7

Tab. 1
Tabelle 1

Auch zu dieser Schaltung sollen die berechneten Eigenschaften eines 3dB-BLC's für das 80m-Amateurfunk­band angegeben werden (Bild 8). Die Bauelementewerte wurden durch eine Optimierung etwas modifiziert, so daß zwischen der |S31|- und der |S41|-Kurve ein "Auge" entsteht, was die Eigenschaften etwas verbessert. Die Kurven von Anpassung und Isolation sind deckungsgleich.
Fig. 8
Bild 8

4. Nachbildung eines 3BLC   go top

Um größere Bandbreiten zu erzielen kann man einen sogenannten 3BLC verwenden [3]. Bild 9 zeigt das Leitungsschema und das Ersatzschaltbild eine 3BLC mit konzentrierten Elementen. Es ist in jedem Falle zu empfehlen, die endgültigen Parameter durch Optimierung der Schaltung mit einen CAD-System (z.B. [4]) zu berechnen. Die auf Bild 9 angegebenen Wellenwiderstände können dabei als Startwerte für die Optimierung benutzt werden.

Fig. 9
Bild 9

Bild 10 zeigt die Eigenschaften eines 3BLC mit "Standardparametern" (linkes Diagramm eines 3BLC mit λ/4-Leitungsabschnitten und rechtes Diagramm eines 3BLC mit konzentrierten Elementen).

Fig. 10
Bild 10

Bild 11 zeigt die Eigenschaften eines 3BLC mit konzentrierten Elementen nach einer Schaltungsoptimierung.

Fig. 11
Bild 11

5. Nachbildung eines Wilkinson-Teilers   go top

Bild 12 zeigt das Ersatzschaltbild eines Wilkinson-Teilers, bei dem die Wellenwiderstände an den Ports 3 und 4 von RB abweichen können. Die Formeln zur Berechnung der konzentrierten Schaltelemente erhält man, in­dem man die λ/4-Leitungsabschnitte durch Pi-Glieder entsprechend Bild 2 ersetzt. Die Formeln zur Berech­nung der Leitungsschaltung des Teilers wurden [5] entnommen.

Fig. 12
Bild 12

Bild 13 zeigt die berechneten Eigenschaften eines symmetrischen Wilkinson-Teilers mit konzentrierten Ele­menten.

Fig. 13
Bild 13

Auch zu dieser Schaltung sollen die berechneten Eigenschaften eines symmetrischen Wilkinson-Teilers mit konzentrierten Elementen für das 80m-Amateurfunkband angegeben werden (Bild 14). Die Werte der Bau­elemente wurden gerundet.

Fig. 14
Bild 14

6. Referenzen   go top

[1] Lehrpaket "Mikrowellen-Anpaßschaltungen" (www.grigo-shf.de/microwave-matching-circuits-de.html), Beitrag: "Be­trachtungen zum Ersatzschaltbild des gekoppelten λ/4-Leitungsabschnittes" go back
[2]Lehrpaket "Mikrowellenfilter" (www.grigo-shf.de/microwave-filters-de.html), Beitrag: "Zusammen­stellung idealer Inverter und anderer Grundelemente für Mikrowellen-Filterschaltungen" go back
[3]Lehrpaket "Mikrowellen-Anpaßschaltungen" (www.grigo-shf.de/microwave-matching-circuits-de.html),
Beitrag: "Über Branch-Line-Coupler (BLC)" go back
[4]CAD-Programm "К А ОS" go back
[5]
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